Wortsinn

Mittwoch, 28. November 2007

Allegorie

Es ist vergleichbar einfach eine Allegorie als solche zu erkennen. Bilder mit einer bestimmten Szenerie sind häufig allegorisch: komplex inszenierte Stillleben oder im Atelier aufwendig komponierten Dramaturgien weisen mal auf Keuschheit, Lust, Krieg, Frieden, Gier und vieles mehr hin. Dass die Kunst natürlich eine Fundgrube für Allegorien ist, versteht der, der den Wortsinn des hier untersuchten Begriffes kennt. Sinnbildliche Darstellung steht da in Kluges etymologischen Wörterbuch und es sei entlehnt aus dem griechischen: allègorià, welches eigentlich "das Anderssagen" bezeichnet und aus àllos "anders" und einem Abstraktum zu agorèuein "sagen, sprechen" geformt wurde. Das Bild ist Wesen und Ausdruck der Allegorie. In der Rethorik, so Kluge, gehört die Allegorie zu den Tropen der antiken Rhetorik.Tropen? Ja, hier merkt man deutlich auf. Wer jetzt den Urwald assoziiert und schon den Schrei exotischer Vögel zu hören vermeint, dem fehlt es, so wie dem Autor, an geisteswissenschaftlichen Know How. Tropen ist eine Neubildung des griechischen Begriffs tropé (im Plural tropaí), was "Wende" bedeutet und hinführt zu "wenden" - trépien und als "Gebiet zwischen den Wendekreisen (der Sonne)" seine allegorische Aufladung erhält, die es erlaubt eben dieses Wort :Tropen, im Sinne von: "Wendungen der Antiken Rhetorik" zu gebrauchen.

Oder so.

Technorati: , ,

Powered by ScribeFire.

Freitag, 23. November 2007

Sinnliste

Mein Bewusstsein tut sich schwer mit Worten. Ihm entschwindet die Bedeutung bestimmter Wörter. Meist geschieht das mit Worten die große Menschen benutzen. Solche die tief denken und weit blicken können, wenn sie sich schreibend über große Sachen auslassen. Gerade las das Bewusstsein einen Text von Borges. Darin waren schon ein paar Begriffe deren Bedeutung ES nur noch als blassen Schimmer, am Rande seines Wissens schemenhaft wahr nahm. Schließlich stolperte ES erneut über ein Wort, welches ES schon häufiger nach geschlagen hatte, weil dessen Bedeutung so groß erschien, wie der Klang dieses Wortes. Ein Fremdwort. Und ohne dieses Schloss zu knacken, ohne ein selbstverständliches Verstehen des Wortes - da half kein blasser Schimmer -, ließ sich der tiefe Gedanke des Textes nicht entschlüsseln. Mein Bewusstsein hat mich, Karl Gumbricht, damit zu beauftragen die Bedeutung der Worte zu erforschen die für ES wichtig sind, weil ES diesen Worten so oft begegnet und genau so oft deren Sinn wieder vergisst. Jetzt könnte ich hingehen und hier unten in der Welt der Archive nachschlagen, dann einen Hinweis setzten und andere lesen lassen, was mein Bewusstsein gelesen hat. So aber geht es nicht, sagt mein Bewusstsein. Ich solle es aufschreiben. Ich solle endlich Worte und Geschichten finden, das Wort für ES und mich s e l b s t v e r s t ä n d l i c h zu machen, damit es damit ein Ende habe, jedesmal nach zuschauen. Das Problem sei, dass man nicht genug Übung mit den Worten habe, die ihren Sinn verlieren und es gelte diesen Circulus vitiosus zu durchbrechen.

Hier ein Liste der Worte, deren Wortsinn im Laufe der Zeit untersucht werden sollen:
  1. Tautologie
  2. Allegorie
  3. teleologisch
  4. Epiphanie


Technorati: , ,

Powered by ScribeFire.

Freitag, 16. November 2007

Tautologie

Tautologie

Tauto lerne ich ist eine griechisches Bestimmungswort mit der Bedeutung "dasselbe, das gleiche" - so steht es in Meyers Taschenlexikon Band 22, Tat/Unga. (Jetzt weckt "Unga" mein Interesse, aber ich muss am Ball bleiben. Ich muss heute noch weiter forschen, es zu einem Ende bringen.) "Tautologie" steht nur zwei Begriffe weiter. Als stilistisches Mittel, erfahre ich dort, findet man es als Zwillingsformel z.B. bei: angst und bange. Ähnliche Begriffe, die dasselbe bezeichnen also. Grün und blau schlagen wäre wohl auch so eine Tautologie. Vom Prinzip her passiert dabei ja dasselbe: Die Haut wird durch Gewalteinwirkung farblich verändert. Die Frage ist natürlich ob ES Tautologien erkennen und - gut geübt - in sich hinein horchen wird und jubilierend feststellen kann: Aha! Eine Tautologie. Jetzt tauchte die Tautologie, um die es meinem Bewusstsein geht, in einem Essay von Borges aus dem Jahre 1946 auf. Fast unscheinbar und nicht zwingend zum Verständnis des gesamten Textes von Bedeutung ist es dennoch - wie immer, denkt ES - so gesetzt, dass man nicht darum herum kommt, das Wort nochmals nach zu schlagen. So steht da also:

"...;jedesmal wenn ich einen Germanophilen über das "Jiddisch" herfallen höre, muß ich daran denken, dass das "Jiddisch" in erster Linie eine deutsche Mundart ist, kaum befleckt vom Idiom des Heiligen Geistes."

Ein und dasselbe ist also die Sprache. Und die Germanophilen sind jene, die einen Unterschied im Gleichen aufzudecken suchen, wobei sie in ihrer Abfälligkeit über das "Jiddische" sich auf die eigene Sprachkultur beziehen, zwangsläufig, weil die Unterscheidung in Sprachen nicht zulässig erscheint, da wir es mit einer Mundart zu tun haben, die sich aus dem Deutschen herleitet. Mir gelingt es nicht das nach stilistischen Gesichtspunkten zu entzerren. Jetzt steht hier aber auch, dass es eine philosophische Ableitung für den Begriff gibt. Den Teufelskreis. Den Circulus vitiosus. Unter dem Aspekt versteht sich die Tautologie schon eher. Wieder bei Meyers, Band 4, Bou/Com, unter Circulus vitiosus, wird von einem Beweisfehler gesprochen, bei dem die zu beweisende Aussage für den Beweis vorausgesetzt wird.

So könnte es gehen. Zu Borges Tautologien gehört auch folgende Betrachtung:

"...; jedesmal wenn mir das Fragment 91 des Heraklit einfällt: Niemand kann zweimal in denselben Fluß steigen, bewundere ich die dialektische Gewandtheit, ja die Leichtigkeit, mit der uns die erste Bedeutung ("der Fluß ist ein anderer") aufgeht, uns insgeheim die zweite ("ich bin ein anderer") bringt und uns die Vorstellung erlaubt, als hätten wir sie erfunden; ..."

Jetzt lehnt sich mein Bewusstsein erstaunt auf. Borges widerspricht der Tautologie nicht? Er lebt sie? Borges schreibt: "Diese Tautologien (sowie andere, die ich verschweige) sind mein ganzes Leben." Sie scheint ihm ein Prinzip, oder besser: ein Phänomen unserer Existenz zu sein. Ist das die metaphysische Betroffenheit, von der Borges einleitend schrieb?

Aktuelle Beiträge

Heil Berlusconi
Umberto Eco hat in Jerusalem Berlusconi mit Hitler...
Karl Gumbricht - 24. Februar, 11:43
Die 47% sind zwar richtig....
Die 47% sind zwar richtig. Allerdings erzählte mir...
alteverything - 5. November, 18:02
Naja, zwei Sachen darf...
Naja, zwei Sachen darf man nicht vergessen: 1. Das...
Gregor Keuschnig - 5. November, 15:47
Für mich ist es (derzeit...
Für mich ist es (derzeit noch) vollkommen unerheblich,...
alteverything - 5. November, 14:50
Ja richtig, der Hinweis...
Ja richtig, der Hinweis auf Fehler (Obama sagte, meine...
Karl Gumbricht - 5. November, 14:31

Fusszeile

Textausrichtung

Robert Musil, Adolf Frise
Der Mann ohne Eigenschaften I. Roman

Robert Musil, Adolf Frise
Der Mann ohne Eigenschaften


Rüdiger Safranski
Romantik. Eine deutsche Affäre


Claudio Magris, Ragni M. Gschwend
Blindlings

Bertrand Russel
Philosophie des Abendlandes

Lesewunsch

Wunschliste via Amazon oder bei Poetsdelight,
dem Buchhändler meines Vertrauens. Oder ganz
wo anders

Technorati

manuskriptum

diese Seite ist eine ziemlich private Angelegenheit, die nicht die Belange anderer beeinflusst. Karl Gumbricht erhebt im Namen des Verfassers Anspruch auf die hier veröffentlichten Texte, sofern nicht andere Autoren vermerkt sind. In jedem Fall ist auf die Urheber der Texte durch einen Link bzw. Quellenangaben zu verweisen. Für die weiterführenden Links Dritter wird keine Haftung übernommen, ebenso nicht für die Inhalte der Seiten, auf die von hier Verlinkt werden.

Credits

Suche

 

Zähler

Status

Online seit 6014 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 24. Februar, 11:43

Denkraum.Poetik
Identität
Italien
Karl Gumbricht
Versuche
Werkraum.Prosa
Wortsinn
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren